Fitna – Film eines islamophoben Extremisten

Nach wochenlangem Warten ist er nun endlich erschienen: Fitna, der umstrittene Film des niederländischen Extremisten Geert Wilders. Die Reaktionen waren erstaunlich gemäßigt, und ich glaube, dass das die einzige Möglichkeit ist, Wilders den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Vielleicht hält sich Geert Wilders für einen Profeten, vielleicht möchte er ermordet werden, um als Märtyrer in die Geschichte einzugehen. Auf diese Idee könnte man kommen, weil der niederländische Politiker und rechte Populist unbedingt einen islamfeindlichen Film zeigen wollte. Ich bezweifle allerdings, dass er es auf ein Martyrium abgesehen hat. Viel eher möchte er wohl seine politische Stammtischmeinung mit Hilfe dieses Films bekannt machen und bei den nächsten Wahlen mit noch mehr Stimmen als jetzt ins Parlament gewählt werden. Er möchte Macht, denke ich, sonst nichts.

Wenn man unter diesem Gesichtspunkt den Film mit Namen Fitna betrachtet, versteht man, warum er so platt, unwichtig und unrühmlich ist. Geert Wilders will nicht mehr als Angst schüren. Darum sieht man auch im Film, der ohne Kommentar gezeigt wird, aneinandergereihte Szenen von Terroranschlägen muslimischer Extremisten. Es sind Bilder, die wir längst kennen, die nichts neues aussagen, nichts ungeheuerliches Enthüllen. Dazu ein paar Koranzitate, die die Brutalität der islamischen Ideologie entlarven sollen. Koranzitate über Weltherrschaft und die Ausrottung der Ungläubigen beispielsweise, über Schlachten, die vor 1400 Jahren geschlagen wurden. Die Botschaft ist: „Stoppt die Islamisierung unseres Landes“. Vor 100 Jahren, so erklären Bild und geschriebener Text, gab es 54 Muslime in den Niederlanden, heute eine knappe Million. Und weil es Muslime waren, die Terroranschläge in einigen Teilen der Welt verübten, muss man vor ihnen Angst haben, sagt Wilders mit seinem Film.

Offenbar hat der islamophobe Politiker und Parlamentsabgeordnete versucht, sich die Machart des Films, vor allem die Sache mit den Koranzitaten, beim berühmten Vorbild „Submission“ abzukupfern. Während „Submission“ aber eine Botschaft hat, konkrete, in der täglichen Praxis immer noch gebräuchliche, Handlungsweisen, Probleme und Missstände anprangert, schürt „Fitna“ nur die Angst vor dem Fremden. Und das tut der Film auf so plumpe Weise, dass er zumindest im Inland sein Ziel eindeutig verfehlt hat. Niederländische Moslemorganisationen haben erklärt, dass dieser Film es nicht wert ist, dagegen scharf zu protestieren. Er ist einfach primitiv und keineswegs so beleidigend, wie man sich vorgestellt hatte. Die Bilder, die im Film zu sehen seien, erbosten auch jeden aufrechten Muslimen, erklärten sie.

So könnte alles in schönster Ordnung sein, wenn es da nicht den im Ausland schon oft erprobten Reflex muslimischer Radikaler gebe. Wiedereinmal hat der Westen zum Schlag gegen die Gläubigen ausgeholt, glauben viele einfache Muslime im Ausland, und werden darin von zumindest 80 Zeitungen und Radiostationen in Jordanien per Campagne bestärkt. Es sind die Niederlande, die gegen den Islam vorgehen, so kommt es draußen an. Und das, obwohl die Regierung Balkenende sich wieder und wieder von dem Film schon im Vorhinein distanziert hat. Der Protestreflex ist aber inzwischen durch eine große Verbitterung so eingespielt, dass der Inhalt des Films kaum noch eine Rolle spielt. Auch nicht, dass Wilders nur der Führer einer oppositionellen Splitterpartei im niederländischen Parlament ist. Entscheidend ist, dass mal wieder der Islam beleidigt wird. Wenn man im Film den Koran sieht, und man hört das Reißen einer Seite, glaubt man, aus dem Koran sei eine Seite herausgerissen worden, auch wenn es sich, wie Wilders sagt, um eine Seite aus einem Telefonbuch handelte. Er wolle damit deutlich machen, dass es die Muslime selbst sein müssten, die die Seiten aus dem Koran entfernen müssten, die Hass sähten.

Vielleicht ist Wilders von der Wirkung seines Films enttäuscht. Er hat schon die Moslemorganisationen loben müssen, die ruhig und gefasst auf diesen Film reagiert haben. Ich kann nur hoffen, dass im Ausland niemand diesen an sich unwichtigen und platten Film für seine politischen Zwecke nutzt, um Konflikte zu schüren, wo keine Konflikte notwendig sind.

© 2008, Jens Bertrams.

Weitere Informationen gibt es auch im Dutchblog unter www.dutchblog.de.

Über Jens Bertrams

Jahrgang 1969, Journalist bei www.ohrfunk.de, Fan der Niederlande und der SF-Serie Perry Rhodan.
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5 Antworten zu Fitna – Film eines islamophoben Extremisten

  1. Jochen Hoff sagt:

    Du hast es sehr viel netter als ich ausgedrückt Wilders möchte der eifrige Feuerwehrmann sein, der einen Brand braucht um ihn löschen zu können. Aber davon gibt es mehrere. Es ist allerdings nebenbei bemerkt auch ein gutes Geschäft:

    http://www.duckhome.de/tb/archives/2270-Islamophobie,-das-Margarineproblem-und-der-eifrige-Feuerwehrmann.html

  2. Claudia sagt:

    Die Menschen, die die Gräben zwischen den Menschen immer tiefer graben, sind meistens die Menschen, die von diesen Gräben profitieren.
    Es ist so schlimm, dass der Hass immer weiter wächst.

  3. David sagt:

    Dein Text ist weitgehend aussagelos. Das muss ich leider so konstatieren. Gleich zu Beginn machst du auf die „rechte“ Gesinnung des Politikers aufmerksam um gleich schonmal alle Linken in dein Boot zu holen und willst damit quasi aussagen: „Alles was dieser Mann sagt, ist, da er ja „rechts“ ist, sowieso nicht ernst zu nehmen.“
    Mit einer solchen Argumentationsstrategie bist du aber leider nicht ernst zu nehmen.
    Nach Lektüre deines Textes muss man ja fast Mitleid mit den Muslimen haben, die scheinbar Opfer einer Art „Diffamierungskampagne“ geworden sind.

    Es mag sein, dass vieles was in dem Film gezeigt wird, bereits bekannt ist, aber lindert das ihre Bedeutung?

    Ich kann nur immer wieder sagen:

    Wenn die Muslime derart friedliebend und pazifistisch eingestellt sind, wieso demonstrieren sie dann kaum gegen den Terrorismus, wieso gehen sie dann nicht vermehrt gegen die Islamisten in ihrem Land vor?
    Die Verbrechen müssten sie doch verachten, als friedliebende Menschen.
    Wo waren die Demonstrationen in muslimischen Ländern nach dem 11. September?

    Wer hat in Pakistan, Afghanistan, Irak, Iran gegen die Anschläge und FÜR Frieden demonstriert?

    Kaum jemand. Weil viele einen Hass auf den Westen haben.

    Ja. Ich weiß: Viele Muslime verachten die METHODEN, aber meine VERMUTUNG ist, sie stimmen dem GRUNDGEDANKEN, der hinter all jenen AKTIONEN steht zu.

    Islamkritik darf man nicht gleichsetzen mit Islamophobie.

    Aber jemand, der selbst nicht mit Problemen zu kämpfen hat, der sich sicher fühlt, der kann gut und gerne jeden verteidigen. Solange bis es auch ihn erwischt.

  4. @David: In wie weit ich mit keinen Problemen konfrontiert bin, kannst du nicht beurteilen.

    Was deine Kritik an meinem Text angeht, so rate ich dir, bevor du mir unterstellst, die Muslime immer und überall zu verteidigen, dieses Blog einmal etwas aufmerksamer zu lesen, vor allem alle Artikel, die sich mit dem Mord an Theo van Gogh und dem Leben der Ayaan Hirsi Ali befassen. Ich hatte auch etwas dazu schreiben wollen, dass man westliche Botschaften anzündet, wenn eine unliebsame Karrikatur erscheint. Ehrlich gesagt ist deine Antwort nicht besonders hilfreich. Du schlägst zurück, ohne dich zu informieren, ob du den richtigen triffst und machst damit genau das, was du mir vorwirfst.

    Ich habe eine Menge Kritik an Muslimen, an ihren Traditionen, an ihrer Radikalität. Ich betrachte den islamischen Fundamentalismus als große Gefahr. Dass ich im Falle Wilders als Einzelfall ganz anders spreche, hat damit zu tun, dass ich Wilders seit langem beobachte. Er hat 2003 und 2004 angefangen, beleidigende Äußerungen auszustoßen, hat immer mehr ausgetestet, wie weit man gehen kann. Er forderte ein Koranverbot, ohne wirklich zu analysieren, ob damit sich etwas ändern würde. Wer radikal ist, bleibt auch nach einem Koranverbot radikal, andere radikalisieren sich noch mehr, und das Übel ist nicht der Koran, sondern die Art, wie man damit umgeht. In der Bibel kann man heute genau solche Stellen wie im Koran finden, die Christen nehmen diese Stellen aber nicht mehr so ernst wie früher. Wilders will von der Angst vor Fundamentalismus politisch Kapital schlagen, um auch andere Ziele durchsetzen zu können.

    Der Film, ich weiß nicht, ob du ihn gesehen hast, stellt nur bekannte Bilder in eine Reihe, es ist inhaltlich keine Aussage drin. Wenn ich will, kann ich gerade in Irland beispielsweise, auch viele Bilder für christlichen Terror finden, 15 Minuten aneinanderhängen und das als Botschaft verkaufen. Aber das ist keine Botschaft, solange nicht mehr dazu gesagt und geschrieben wird. Außerdem versucht Wilders mit seinem Film Theo van Gogh nachzueifern. Er versucht, mit diesem Film noch einmal so viel Aufmerksamkeit wie Theo van Gogh zu erringen. Man sollte ihm das nicht erlauben.

  5. Das Nest sagt:

    hallo Jens und alle anderen! mich hätte zunächst mal interessiert, was „Fitna“ eigentlich bedeutet. kann mir das jemand sagen?

    @david: Falls du überhaupt noch mitliest, ist es bezeichnend, daß man jetzt über einen Monat auf Jensens Antwort hin nix mehr von Dir gehört hat. Sah sich a am ende auch nur jemand gern schreiben?…

    Ich finde nicht, man solle wilders nicht erlauben, theo van Gogh nachzueifern, aber er sollte sich schon was schämen, es zu tun. Das, was er da gemacht hat, forderte weder van Goghs Mut, noch irgendwelchen Einfallsreichtum.

    Daß die Leute im Iran oder Afghanistan westlicher Hilfe nicht uneingeschränkt positiv gegenüber stehen, kann ich *irgendwie* auch verstehen… Bush ist ja nun wirklich kein heiliger.

    Der film jedenfalls ist bescheuert und aussagelos, das finde ich auch.

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