Tagwerk vom 19.01.2012

Es kommt immer wieder vor, dass ich in den Nachrichten Dinge lese, zu denen ich keinen ganzen Blogbeitrag schreiben werde, oder zumindest noch nicht. Aber manchmal möchte ich diese Dinge vermelden oder einen kurzen Zwischenruf abgeben. Darum gibt es ab sofort in unregelmäßigen Abständen die gesammelten Kurzmitteilungen unter der Überschrift „Tagwerk“. Sie sind ungetaggt und von der Leber weg geschrieben, und es gibt keine Links. Sie sind einfach nur kleine Zwischenrufe. Viel Spaß damit.

Die Polizei im niederländischen Leeuwarden hat einem Mann nach einer Schlangenlinienfahrt den Führerschein entzogen. Der Mann behauptete, am 17.12.1844 geboren worden zu sein. Das würde vielleicht einiges erklären, aber der Alkoholpegel des Fahrers tat’s auch.

Das Bundesverfassungsgericht hat heute entschieden, dass Solarien für Minderjährige tabu sind. Ich hatte keine Lust, den Text zu lesen, aber so lang wir uns über so etwas vor dem Verfassungsgericht streiten können, muss es uns verdammt gut gehen. Und jetzt weiß ich auch, warum die Damen und Herren in der roten Robe so viel Arbeit haben.

Über Christian Wulff kann man ja schreiben, was man will, aber jetzt geht es um das kostenlose Spielzeug seiner Kinder. Das ist keine Transparenz, sondern nur noch purer Voyeurismus. Da stimme ich der TAZ zu, die das heute schrieb.

Transparency International stellt Deutschland ein gutes Zeugnis bei der Korruptionsbekämpfung aus, lautet eine Schlagzeile. Bewusste Irreführung: Im Text steht nämlich, dass die Organisation 84 Verbesserungsforderungen an Deutschland stellt. Insbesondere bei der Abgeordnetenbestechung hapert es. Kann man uns bitte mal was neues erzählen? Dafür braucht man keine große Studie, die viele viele Steuergelder kostet.

Raffgierrige Hedgefonds wollen Griechenland vor dem europäischen Menschenrechtshof verklagen, wenn sie wegen eines Schuldenschnittes auf ihre Rendite teilweise verzichten müssten. Darüber wollte ich lachen, bis ich las, dass Experten einem solchen Verfahren Erfolgsaussichten einräumen. Denn Eigentum, auch Eigentum an Geld, gilt in Europa als Menschenrecht, und die Grundrechte helfen den Hedgefonds, ihre Blutsaugerpolitik weiterzuführen, auf kosten der griechischen Bevölkerung. Mir fehlen die Worte, das ist eine so große Umkehrung dessen, was Persönlichkeitsrechte eigentlich bedeuten, dass es wirklich schmerzt. Das ist nur noch pervers! Verbietet die Hedgefonds, stürzt die Ratingagenturen! Alle Macht den … – … – Menschen!

Im Saarland wird es Neuwahlen geben, und Oskar Lafontaine denkt über rot-rot nach. Die SPD wird das nicht wollen, und ohnehin ist die Union gerade im Aufwind. Schade, dass ich keinerlei Begeisterung für die Neuwahl fühle. Ich komme zu einem Schluss, der mir gar nicht gefällt: „Ist doch sowieso egal, wer uns regiert. Hauptsache marktkonforme, lupenreine Demokratie.“ Das hätte ich an Stammtischen erwartet, und da hätte es mich massiv geärgert. Aber bis vor einer Weile hätte ich damit nicht in meinem Kopf gerechnet.

Über Jens Bertrams

Jahrgang 1969, Journalist bei www.ohrfunk.de, Fan der Niederlande und der SF-Serie Perry Rhodan.
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