Die verhexte Radiosendung

Es ist doch verhext, wenn man eine gute Radiosendung mit hauptsächlich Wortanteilen machen will. Trotz guter Vorbereitung geht da bei mir oft irgendwas schief!

Der 11. September 2001 in meiner Erinnerung hieß der Beitrag, in dem ich vor ein paar Tagen auf meine Rundfunksendung bei Ohrfunk hingewiesen habe. Marburg-News hat einen ausführlichen Bericht übe die Sendung geschrieben. Das hört sich ja eigentlich ganz gut an, doch trotzdem bin ich wirklich unzufrieden.

Dabei geht es um ein altes und immer wiederkehrendes Thema: Wieviel Wortbeitrag verträgt ein Mensch? Schon während der Sendung, nämlich während meines langen Interviews mit Herbert Bopp, kam die erste Kritik auf. Das Interview ist zu lang, man hätte es durch ein Musikstück teilen sollen. Ich hatte viereinviertel Stunden, das klingt viel. Aber wenn man sich die Frage stellt: „Ist nach dem 11. September 2001 wirklich nichts mehr wie es vorher war?“, dann ist das fast noch zu wenig. Ich hate Meinungen von Hörern, das Interview mit Herbert Bopp, ein Interview mit einem in Marburg lebenden Iraki, Diskussion im Studio über alle möglichen Themen, wie ihr in dem Bericht bei Marburg-News nachlesen könnt. Und ein Kollege hatte mich gefragt, wie ich mir die Zeit füllen wollen würde.

Jetzt findet im Ohrfunkteam eine riesenhafte Debatte statt. Ich habe gehofft, die Sondersendung, wir machen so was großes selten, käme im Kollegenkreise gut an. Aber es ist sehr gemischt. Manche meinen, dass mehr Musik hätte sein müssen, die Leute könnten sich nicht so lange konzentrieren. Darum sei es auch gut, dass in Filmen beispielsweise Werbung laufe, da könne man sich dann was holen, aufs Klo gehen oder sonst was anstellen. Irgendwie bin ich in dieser Hinsicht Dinosaurier. Ich bin noch in einer Zeit aufgewachsen, wo es mal länger durchgehende Wortbeiträge gab. Was ist bloß so schwer daran, sich mal ne Weile wirklich auf etwas zu konzentrieren? Muss es immer diese halb oberflächliche Infotainment-Schiene sein, wo von allem nur die Hälfte und davon alles nur angerissen gebracht wird?

Ich bin enttäuscht. Bis auf meinen Collegen Carsten scheinen die meisten der Ansicht zu sein, ich hätte selbst bei dieser umfangreichen Fragestellung und trotz so hochwertiger Studiogäste und Interviewpartner noch mehr Musik bringen sollen. Vielleicht sollte ich mich gar nicht mehr so sehr anstrengen?

Wie seht ihr das eigentlich mit Infosendungen? Bedeuten sie euch noch was?

Copyright 2006, Jens Bertrams


Technorati : 11. September, Ohrfunk, Radiosendung

Über Jens Bertrams

Jahrgang 1969, Journalist bei www.ohrfunk.de, Fan der Niederlande und der SF-Serie Perry Rhodan.
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