Na so was – Keine gewaltfreien polnischen Schulen mehr

Da haben wir doch alle immer gedacht, in Polen gäbe es so was wie Gewalt an
den Schulen nicht. Naja, wer’s wirklich noch von irgendeinem europäischen
Land gedacht hat, ist auch wieder selber schuld. Jedenfalls hat nun der
polnische Bildungsminister Giertych von der ultranationalistischen
„Nationalkatholischen Liga polnischer Familien“ beschlossen, daß es reicht.

Disziplin und Ordnung sollen wieder durchgreifen. Lehrer und Direktorium
sollen zukünftig befugt sein, Schüler zur Strafe „von schulischen
Veranstaltungen“ auszuschließen, was immer das heißen soll. Klar, dann hat
man da die störenfriede weg und braucht sich nicht mehr darum zu kümmern.
die Rede war explizit dann daneben auch von Sportveranstaltungen, in denen
sie die Schule vertreten könnten. Wollen mal hoffen, daß er das allein
gemeint hat und nicht jetzt gewaltbereite Schüler vom Polnisch- oder
Matheunterricht auch noch auszuschließen gedenkt. Für ganz harte Gewalttäter
sollen in nächster Zeit 16 spezielle Internate entstehen, von denen die
ersten schon im nächsten Jahr ihren Betrieb aufnehmen sollen. Ist das nicht
ne klasse Lösung? Da haben wir sie alle weggesperrt.
Direktoren sollen in Zukunft alkoholtests bei den SchülerInnen durchführen
dürfen. Und wer hilft ihnen, das durchzusetzen? Arbeiten für die Schule
sollen auch wieder angeordnet werden. Da lobe ich mir einige deutsche
Projekte, in denen man es fertig gebracht hat, die SchülerInnen davon zu
überzeugen, daß ihre Schule schöner und friedlicher sein könnte. Schauen wir
doch mal in Zukunft, wie es in Polen und hier weitergeht. In Polen sollen
nun Grämien aus einem Pädagogen, einem Staatsanwalt und noch einem dritten
in die Schulen geschickt werden und mit den SchülerInnen und den LehrerInnen
das Gespräch suchen. Es wird allerdings schon jetzt kritisiert, daß sich bei
einem ausgewählten und kurzen Treffen im Grunde nicht viel über die
Situation an einer Schule sagen läßt.
Aber wie wir ja auch hier sehen: Auf eine wirkliche Lösung kommt es ja
*noch* gar nicht an. Dazu brauchen wir wohl erst Zustände wie in Frankreich.
Im Moment wollen eben noch jede Partei und jeder ihrer VertreterInnen
einfach gut dastehen. Wenn wir über dieses populistische Gehabe raus sind,
dann dürfen wir wohl hoffen, daß sich auch offiziell etwas zu bewegen
beginnt. Danke jedenfalls an alle Jugendarbeiter, „Zivilisten“ und
Politiker, die darauf nicht warten und schon jetzt was tun.

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