Stresstest: Ein Rätsel für die Leser

Lesen Sie sich den folgenden Text gut durch. Was finden Sie darin? Antworten Sie mit Kommentaren. Nach einiger Zeit löse ich das Rätsel auf.

Ich bin heute mal etwas aufmüpfig, obwohl ich eigentlich nicht einer Szene angehöre, die dafür bekannt ist. Weder setze ich mich als Staatsfeind in eine konspirative Wohnung inmitten einer Großstadt, noch leugne ich den Holocaust und versuche dann, der Rasterfahndung zu entgehen. Ich wünsche mir eine friedliche Welt, eine mit waffentechnischer Nulllösung und ohne Ellenbogengesellschaft. Meinetwegen würde ich gern durch den abgesagten, leider nicht angesagten, heißen Herbst mit einem Umweltauto fahren, das allerdings nicht mit Glykol betrieben werden sollte. Tschernobyl ist das Trauma meiner Generation, und ich stelle mit Entsetzen fest, dass Fukushima offenbar weniger Eindruck bei den Menschen hinterlassen hat. Genauso hat die Angst vor AIDS und damit der Umsatz der Kondome abgenommen. Alles nahezu unkritisiert. Meine Generation ist bequem geworden. Wir nehmen die Gesundheitsreform hin, aber bejubeln die Reisefreiheit. Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen, mit und ohne Anhalt, und Thüringen werden für uns wohl immer die fünf neuen Bundesländer bleiben, und damit outen wir uns, ganz entgegen unseres eigenen Images, irgendwie als Besserwessis. Die Politikverdrossenheit hält viele von uns im Griff, der Ökobiedermeier hat Einzug gehalten. Zwar prangern wir im Stillen den Sozialabbau an, doch wenn ein Superwahljahr ansteht, bleiben wir mit unserem Wahlzettel meistens zu hause. So gerade noch haben wir mühelos den Sprung in die neue Kommunikationsform Multimedia geschafft. Über das Sparpaket stöhnen wir, den Reformstau beklagen wir, fürchten aber auch die Reformen, selbst die von Rot-Grün. Uneingestanden waren für viele von uns die Feiern zum Millennium wichtiger als die Schwarzgeldaffäre oder gar der 11. September. Mit dem von uns verspotteten und zuerst verfluchten, dann bejubelten Teuro haben wir die D-Mark und damit das alte Europa, das zwar leicht angestaubt, aber wenigstens vertraut und stabil war, hinter uns gelassen. Der Aufbruch zu neuen Ufern endete leider allzu oft in Hartz IV, aber wir durften die emanzipatorische Wende durch die Wahl einer Bundeskanzlerin miterleben. Und wir durften auf der Fanmeile tanzen und singen, so sehr, dass ich mich fragte, ob mancher vielleicht eine Fanmeise hatte. Und weil wir alle weltoffene und aufmerksame Bürger sind, entlockt uns die Klimakatastrophe ein Stirnrunzeln, und wir fragen uns jahrelang, was denn nun dran ist. Selbst die Grünen fragen sich das. Doch am Ende zählt für uns nur noch die Finanzkrise, es geht ja dann ans eigene Geld, und wir entdecken spätestens jetzt unsere konservative Ader. Da hilft uns auch keine Abwrackprämie. Wutbürger kann auch sein, wer im Herzen konservativ ist und Angst um sein Erspartes hat.

Na? Haben Sie den Stresstest überstanden, dem ich Sie durch das Lesen dieses Textes unterzogen habe? Und können Sie mir sagen, was mit diesem Text so komisch ist? Warum rede ich so einen Unsinn? Was ist in diesem Text versteckt? Finden Sie es und kommentieren Sie es. Insgesamt könnten Sie glaube ich 36 Kleinode finden. Mal sehen, wieviele Sie entdecken, und bitte nicht Schummeln?

Über Jens Bertrams

Jahrgang 1969, Journalist bei www.ohrfunk.de, Fan der Niederlande und der SF-Serie Perry Rhodan.
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2 Antworten zu Stresstest: Ein Rätsel für die Leser

  1. Kerstin sagt:

    Wow. Was für ein klasse Text. #wörterdesjahres

  2. Du hast recht: Alle bisher ausgelobten 36 Worte des Jahres befinden sich in diesem zusammengestoppelten Text. Ich hatte das schon letztes Jahr vor, habs aber dann nicht hin bekommen. Eigentlich hatte ich mich übe den Stresstest geärgert, und dazu schreibe ich auch noch was für meinen Sender und dann auch im Blog, aber ich dachte mir, es wäre vielleicht ganz nett, so einen Text zu machen. Von „aufmüpfig“ bis „Stresstest“ ist ales drin. Ich hatte ja fest mit „Fukushima“ gerechnet, das war aber nicht mal unter den Top 3.

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