Ernsthafte Gedanken um meine Zukunft als Blogger

In den letzten Monaten habe ich schon hin und wieder einmal gesagt, dass ich mir überlege, mit dem Bloggen aufzuhören. Immer wieder gab es drei Menschen, und ich bin ihnen dankbar dafür, die gesagt haben, dass sie mein Blog vermissen würden. Am 14. April blogge ich 8 Jahre, und es wird Zeit, mir wirklich einmal ernsthafte Gedanken zu machen.

 

Da sind erst mal die Zugriffszahlen. Die sind, in aller Bescheidenheit gesagt, bescheiden. Trotz einiger Retweets auf Twitter, trotz der Veröffentlichung auf Facebook, trotz der Verbreitung über Suchmaschinen, trotz der Verschlagwortung, ich komme am Tag vielleicht in meinem Blog auf 15 bis 20 Besucher. Auf diesem Blog liegen mittlerweile 575 Beiträge und Berichte aus 8 Jahren, und das ist wirklich nicht gerade wenig. Das Blog hebt bezogen auf die Kommentare und die Besucher nicht vom Boden ab, und das ist einfach eine unverrückbare Tatsache, so sehr mich zwei bis drei Menschen auch darin bestärken, weiterzumachen. Auch das Buch, das ich aus einigen Beiträgen gemacht habe, verkauft sich nicht, um es ehrlich zu sagen. Ich jammere nicht darüber, ich analysiere es nur. Übrigens gilt das auch für meine Tweets, sie werden von zwei bis drei Menschen gelesen und weitergeleitet oder beantwortet, nicht mehr. Auch ein Phänomen, über das ich nachdenke.

 

Kommentare, Retweets und Erwähnungen in Bloggportalen oder auf Plattformen wie Rivva sind auch praktisch nicht vorhanden. Auch dies ist eerst einmal eine Tatsache. Das gilt auch, wenn ich über aktuelle Themen schreibe. Der am meisten sinnvoll kommentierte Blogartikel aller Zeiten bei mir ist mein atheistisches Manifest, in dem ich erkläre, warum ich kein Christ mehr bin.

 

Was bedeutet dies nun für mich? Es bedeutet, dass ich annehmen muss, dass ich die falschen Inhalte blogge, um gelesen zu werden. Weil es mir aber nicht auf das Gelesen-Werden an sich, sondern auf das Verbreiten der Inhalte ankommt, über die ich schreibe, werde ich die Inhalte nicht ändern. Bliebe also nur noch eine andere Marketing-Strategie. Ich glaube aber nicht daran, dass es einer Marketing-Strategie bedarf, um ein normales Blog mit normalen, gesellschaftlich relevanten Inhalten an den Mann oder die Frau zu bringen. Meiner Meinung nach ist das Interesse an den Inhalten oder an meiner Ansicht dazu eben einfach gering. Da hilft kein Jammern und kein Lamentieren, das muss man einfach so anerkennen.

 

Stellt sich also die Frage, wie wichtig mir die Zugriffszahlen sind? Ich kann nicht leugnen, dass sie auch für mich eine gewisse Bedeutung haben. Ich schreibe ungern ins Nichts, und so sehr mir die drei Leute Auftrieb geben, die wollen, dass ich weiterschreibe, so sehr wünschte ich mir natürlich mehr Leserinnen und Leser. Trotzdem wird das, was ich sage und schreibe, ja nicht weniger wichtig, auch wenn es nicht viele lesen. Es ist nur so, dass mich das manchmal etwas mitnimmt, denn es geht ja nicht darum, ob die Leute dieselbe Ansicht haben wie ich, sondern dass es für bestimmte Themen wie Politik, Gesellschaft und Geschichte im so freien und aufgeklärten Netz offenbar keinen besonderen Markt gibt.

 

Oder liegt es eben doch an der Art, wie ich schreibe. Es gibt ja Politikblogs, die sind so alt wie meines, denen geht es offenbar besser. Allerdings muss man bedenken, dass es meistens Gruppen sind, die da bloggen, Gruppen oder berufliche Experten, bekannte Journalisten oder Rechtsanwälte. Und die Flut an Links, die sie in jeden Artikel hauen, kann ich nicht aufbringen.

 

Was also werde ich machen? Sage ich mir, dass es keinen Sinn hat, so weiterzumachen und stoppe ich das Blog? Gemeint ist natürlich mein Hauptblog, nicht dieses hier. Oder ist es mir egal und ich schreibe eben auf, was ich so denke, ohne den Anspruch zu haben, es möglichst weit zu verbreiten, und die wenigen Menschen, die mir folgen, sind mir genug. Und wenn ich mich dafür entscheide, das Bloggen forttzusetzen: Ändere ich dann meinen Stil? Schreibe ich lockerer, persönlicher, kleiner? Kann ich das? Will ich das?

 

Ich habe mir vorgenommen, mich bis zum 14. April für ein Vorgehen zu entscheiden, ein guter Schlusspunkt für die Gedanken, die so durch meinen Kopf rollen.

 

Hier der Link zu meinem Hauptblog

Über Jens Bertrams

Jahrgang 1969, Journalist bei www.ohrfunk.de, Fan der Niederlande und der SF-Serie Perry Rhodan.
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4 Antworten zu Ernsthafte Gedanken um meine Zukunft als Blogger

  1. Zugriffszahlen finde ich nicht wichtig. Wesentlich ich für mich, dass man seine Position formuliert und der „Welt“ zur Verfügung gestellt hat.
    Allerdings werde ich nun Werbung für Dein Blog machen. Es hat es verdient.

  2. Danke, aber es war gar nicht als jammernder Werbeaufruf gedacht. Wollte einfach nur meine Gedanken teilen.

  3. Leo sagt:

    Erst einmal, deine Blogbeiträge sind meist interessant genug, als dass ich sie zu Ende lese, obwohl ich mit deinen Ansichten hin und wieder nicht übereinstimme, und das will schon was heißen.
    Des Weiteren, Menschen, die sich beruflich ohnehin in den großen Medien umtun, haben es freilich sehr viel einfacher als unsereins, mit ihrem Blog einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erreichen. Also werden sie sehr viel häufiger gelesen und landen deshalb schnell ganz oben im Ranking der favorisierten Blogs. So ist das nun mal. Was freilich noch lang nicht bedeutet, dass deren Inhalte bedeutender sind, als deine.
    Und dann: Freilich schreibt man einen Blog eigentlich nicht für die Schublade. Viele Poeten tun solches. Viele Maler und andere bildende Künstler interessiert es nicht, ob wer sich ihre Werke anschaut oder gar kauft. Aber wer einen Roman, ein Essay, einen Zeitungsartikel oder einen Blog schreibt, will gelesen werden. Aber die übergroße Mehrheit der Blogs haben lediglich einen sehr kleinen Leserkreis. Stelle dir vor, es wäre anders. Die Bevölkerung wäre nur noch mit dem Lesen von Blogs beschäftigt.
    Ferner: Fakt ist, dass das Gros der Bevölkerung denkmäßig gesehen, bereits mit den Textinhalten der BILD hart an den Rand ihrer Reflektionsfähigkeit, bzw. -Bereitschaft gelangen. Deshalb sind Blogs für die meisten Menschen absolut eine Zumutung. Es ist traurig, aber wahr.
    Es bleibt, dass es für die weit überwiegende Mehrheit der Blogger eigentlich eher eine Frage der Lust und des Spaßes ist, ihren Blog weiter zu betreiben. Und da muss halt jeder Blogger für sich selbst sehen, ab wie viel Leserinnen und Leser es ihnen noch Freude bereitet und ab wie wenig Trafic es eigentlich nur noch Mühe ohne Freude ist.
    Vielfach ist es so, dass wir uns über manches Gedanken machen, unsere Gedanken zur Sache auch innerlich formulieren, aber keinen Anlass sehen, das auch mal konkret auszudrücken. Aber ein Blog gibt uns den Anlass das zu tun. Auch wenn es dann nur wenige lesen.
    Wenn wir öfters mal ein paar Stunden beim wärmenden Kamin und ein feines Gläschen Rotwein mit unseren Freunden zusammen säßen, würden die Meisten unter uns vermutlich gar keinen Blog schreiben. Weil sie alles, was sie dort schreiben doch lieber den Freunden direkt erzählen würden. Aber wer nimmt sich heute noch die Zeit für ein gemütliches Kamingespräch.
    Ersatzweise können wir halt bloggen. Falls uns danach ist. Und wem es nicht danach ist, der lässt es halt bleiben. Es braucht sich keiner einbilden, dass das ein großer Verlust für die Menschheit wäre. In Wirklichkeit wäre es nur ein großer Verlust für unsere Schwatzsucht, wenn du mich fragst.
    Also Jens, nimm das mit dem Bloggen mal nicht zu ernst. Wenn es dir Spaß macht, dann mach weiter. Wenn es dir keinen Spaß mehr macht, dann lass es sein. So einfach ist das.

  4. Wilhelm Gerike sagt:

    Hallo Jens, bitte mach so weiter. Wir müssen nicht immer einer Meinung sein, Deine Denkanstöße sind immer wunderbar. In kleinen Gruppen lässt es sich besser diskutieren. Wenn Du in einem berühmten Blog deinen Kommentar schreibst, geht der eher unter.

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