Wieder da!

Wir sind aus einem wunderschönen Urlaub zurückgekommen, meine Liebste und ich, und zwar ausgerechnet am vergangenen Dienstag.

Montagsabends kamen zwei Freundinnen zu uns und erzählten, dass in einer Stunde der Sturm beginne. Die Sonne schien warm, man könnte auch heiß sagen, vom wolkenlosen Himmel, aber es war bereits eine heftige Sturmwarnung ausgegeben worden. Und tatsächlich wurde es eine Stunde später richtig schwarz in der Luft, nur an manchen Stellen war es bunt. Der Sturm war da.

Allerdings hat es nicht wirklich viel gestürmt, vor allem kam regen vom Himmel, und das die ganze Nacht. Ich hatte meiner Liebsten schon prophezeiht, dass vielleicht in Deutschland keine Züge fahren würden. Allerdings sollte man so etwas nicht sagen, wenn man für seine Schwarzseherei bekannt ist. Es könnte sein, dass einem dann nicht geglaubt wird. Und so war es auch diesmal.

Am nächsten Morgen schien die Sonne wieder, und mir war ums Herz so froh. Obwohl: Eigentlich stimmte das nicht, es war immerhin unser Abreisetag. Trotzdem packten wir brav unsere Sachen und verabschiedeten uns von unseren Freunden. In Düsseldorf habe es sogar Tote gegeben, sagte eine Freundin, ein paar Züge könnten sogar ausgefallen sein. „Das hätte ich nicht gedacht“, erwiderte meine Liebste. Ich hingegen schwieg still und wartete ab.

Und zwar, bis wir auf dem Bahnhof von Venlo anlangten. Auf dem Weg zum Eingang hörte ich, wie ein Mann auf englisch sagte: „Everything is destroyed in Germany“, in Deutschland ist alles zerstört. Drinnen erwartete uns dann ein fröhlich pfeifender Bahnmitarbeiter, der uns erzählte, das den ganzen Tag keine Züge nach Deutschland fahren würden. Allerdings gehe in wenigen Minuten ein Bus nach Mönchengladbach, ungefähr 30 Kilometer weiter.

Also gingen wir zu dem Busfahrer, und der erzählte uns vom Ausmaß der Katastrophe. Von Mönchengladbach aus gäbe es kaum Chancen, an diesem Tag noch weiterzukommen, nicht einmal mit dem Bus. Bis Köln und noch weiter führen ohnehin keine Züge, den ganzen Tag nicht und den morgigen wohl auch nicht.

Was nun? Zurück konnten wir nicht mehr, wir hätten für mindestens vier weitere Tage, wenn nicht sogar für eine Woche zahlen müssen, und es war wohl auch kein Ferienhäuschen mehr frei auf unserem Platz. Mit dem Zug weiter konnten wir ebenfalls nicht. Auch mit dem Auto sei es schwierig, erzählte der Busfahrer, auf den Straßen in NRW gebe es über 360 Kilometer Stau. Von wegen Schwarzseherei.

Also haben wir uns zu einer Verzweiflungstat entschlossen: Wir ließen uns mit dem Taxi nach hause fahren. Das klingt hirnverbrannter als es letztlich war. Mit unserem Gepäck, mit meiner Liebsten und ihrer Arthrose, und angesichts der Tatsache, dass wir nur im Besten Fall ein Häuschen noch bekommen hätten, bei dem wir so viel wie für die Taxifahrt hätten bezahlen müssen, und natürlich weil wir praktisch nicht nach hause gekommen wären, haben wir in den sauren Apfel gebissen. Wir hatten sogar Glück mit dem Stau, allerdings nicht mit dem Geld, obwohl wir schon eine Art Freundschaftspreis vom Unternehmen unseres Vertrauens bekamen.

Jedenfalls sind wir jetzt wieder im Lande, und dieses und mein Hauptblog werden sich wieder mit Artikeln füllen.

Über Jens Bertrams

Jahrgang 1969, Journalist bei www.ohrfunk.de, Fan der Niederlande und der SF-Serie Perry Rhodan.
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