Literaturtipp: Blackout, morgen ist es zu spät von Marc Elsberg, als Hörbuch und Hörspiel

Gestern erschien bei Audible der zweite Teil des Hörspiels „Blackout“ nach dem Roman von Marc Elsberg. Für den Ohrfunk habe ich das Hörbuch vor einigen Jahren rezensiert, am kommenden Montag erscheint die leicht abgewandelte Hörspielrezension. Mit meiner Liebsten habe ich in meinem neuen Podcast darüber hinaus ein Gespräch über das Buch geführt, und hier stelle ich den leicht abgewandelten Text der Rezension als Lese- und Hörempfehlung zur Verfügung.

Mit einem an sich banalen Unfall mitten in Mailand beginnt das Buch „Blackout, Morgen ist es zu spät“ des österreichischen Autors Marc Elsberg. Als es 2012 erschien, war es schnell ein Bestseller und wurde in verschiedenen Kreisen als bester Thriller des Jahres und als bestes Wissensbuch in der Sparte Unterhaltung gehandelt, meiner Ansicht nach völlig zurecht. Denn was dem ehemaligen hacker Pierro Manzano bei seinem Unfall für ein paar Minuten entgeht, treibt einer römischen IT-Spezialistin bereits den Schweiß auf die Stirn: Die Ampeln sind aus, das ist der Grund für die Unfälle. Und es betrifft nicht nur die Ampeln: Der Strom ist in ganz Norditalien verschwunden.
Ein unerklärlicher Stromausfall also, der sich binnen kürzester Zeit auf ganz Europa ausdehnt. Und als Pierro Manzano kurze Zeit später erschöpft und leicht verletzt nach hause kommt, findet er schnell heraus, was ein echter Stromausfall alles beinhaltet: Es wird kalt, denn es ist Anfang Februar, und selbst die Klospülung funktioniert nicht mehr.
Man beginnt zu ahnen, dass hier viel mehr geschieht, als dass in wohnlichen Häusern für ein paar Stunden die Lichter ausgehen und 9 Monate später die Geburtenrate steigt. Kein Strom, kein Wasser, keine Kühlung, kein Telefon- und Handyempfang. Binnen weniger Stunden verfallen fast alle Lebensmittel, verenden tausende von Kühen, weil die Melkmaschinen nicht mehr arbeiten, beginnen sich Krankheiten auszubreiten, weil Abwasser, Klärung und Abtransport der Fäkalien nicht mehr funktionieren, können Autos nicht mehr betankt und Häuser nicht mehr beheizt werden. Geldautomaten funktionieren nicht mehr, Fabriken produzieren nicht mehr, Züge fahren nicht mehr. Und in den abgeschalteten Atomkraftwerken muss man wegen Strommangels und schmorender Brennstäbe in den Abklingbecken und abgeschalteten Reaktoren Supergaus nie geahnten Ausmaßes befürchten. Es geht also um nicht mehr und nicht weniger als das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen, und zwar binnen weniger Wochen, weil wir von der Elektrizität, die das Blut unserer Gesellschaft ist, so abhängig sind.

All das schildert Marc Elsberg in seinem Buch auf bedrückend realistische und eindringliche Weise, aus der Sicht von Krisenstäblern, Polizisten, Familien, Rentnern, Kindern, Politikern, Kraftwerksbetreibern und Journalisten, um nur einige zu nennen. Er breitet vor unseren Ohren nicht einfach ein Schreckensszenario aus, sondern er unterfüttert es mit logischen, einleuchtenden Erklärungen und Ursachen.

Natürlich geht es auch um die Hintergründe des Stromausfalles, auf deren Spur Pierro Manzano schon in der ersten Nacht stößt, als er feststellt, dass die intelligenten Stromzähler, die in Italien und Schweden bereits flächendeckend zum Einsatz kommen, manipuliert wurden. Von wem und warum, das versucht er im Laufe des Geschehens mit dem französischen Europolbeamten Francois Bollard herauszufinden. Und auf einer unfreiwilligen Reise von Düsseldorf nach Brüssel enthüllt sich ihm und der ihn begleitenden Journalistin Laurin Shanon das furchtbare Bild einer untergehenden Zivilisation.

Wenn man das Buch beendet hat, wenn alle Liebes- und Lebensgeschichten erzählt sind, wenn Bösewichte gefasst und Tränen der Trauer geweint sind, bleibt man keinesfalls mit dem Eindruck zurück, man sei noch einmal davongekommen. Im Gegenteil weiß man, dass das wohlgeordnete Leben, das wir führen, an einem seidenen Faden hängt, in dem der Strom möglichst konstant 50 mal in der Sekunde pulsieren muss, damit wir überleben.

Buch und Hörspiel rezensieren meine Liebste und ich in unserem Podcast. Ich verrate Ihnen kein Geheimnis, wenn ich Ihnen beides schon jetzt wärmstens ans herz lege.

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Über Jens Bertrams

Jahrgang 1969, Journalist bei www.ohrfunk.de, Fan der Niederlande und der SF-Serie Perry Rhodan.
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