Frohes neues Jahr 2022

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes neues Jahr. Möge 2022 für Sie ein gutes Jahr werden. Ich wünsche Ihnen Aufbruchsstimmung und Zuversicht.

Oder ist das bei Ihnen anders als bei den meisten anderen Menschen? Meistens ist es doch so: Wenn man zum Jahreswechsel um Mitternacht zusammensitzt und „Happy new Year“ schmettert, ohne auch nur eine Sekunde auf den Text zu achten, fühlt man sich gleich besser. Dann verschwinden für einen Moment die Inzidenzen, die Covidioten und die mögliche Impfpflicht. Dann sind der mögliche Krieg mit Russland, die Flüchtlingskatastrophe an der polnisch-weißrussischen Grenze und im Mittelmeer und die Gefahr von rechts nur noch ferne Schatten. Zuversicht strömt aus verborgenen Quellen auf Sie ein, und Sie beschließen, dass von jetzt an vieles anders werden wird, dass Sie jetzt wieder beherzt anpacken, was in den letzten Monaten unter Sorgen und Ratlosigkeit verschüttet war.

Warum auch nicht? Es ist ja vollkommen legitim, sich zu wünschen, dass 2022 besser werden möge als 2021. Dass es sich um eine willkürliche Einteilung handelt, sollte man aber dabei nicht vergessen. An den äußeren Gegebenheiten hat sich in dieser Nacht absolut nichts verändert, es kommt einem nur für einen Moment so vor, und vielleicht hält es an, wenn man am nächsten Morgen die illegalen Feuerwerkskörper einsammelt und durch die ruhigen Straßen spaziert. Alles ist so feierlich dann, und vielleicht liegt ja auch ein wenig Schnee? In der Kindheit, so erinnern wir uns, lag immer Schnee am Neujahrsmorgen. Da war sowieso alles berechenbarer, einfacher und im allgemeinen glücklicher. Und das Gefühl bleibt auch dann erhalten, wenn wir uns bewusst machen, dass es eine cognitive Verzerrung ist, eine Fehleinschätzung unserer Wahrnehmung.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin nicht angetreten, Ihnen sämtliche Illusionen zu rauben. Ich würde nur gern verhindern, dass Sie sie sich selbst rauben, wenn nach wenigen Tagen die Euphorie der guten Vorsätze abflaut und Sie feststellen, dass das neue Jahr genau so beschissen angefangen hat, wie das alte Jahr aufhörte. So zumindest pflegte mein Vater immer nach spätestens zwei Wochen zu sagen. Es ändert sich eben nicht alles, nicht einmal vieles im neuen Jahr.

Und doch kann der Jahreswechsel für Sie und für mich ein Anfang und ein Aufbruch sein. In den Tagen um Weihnachten hat man Kraft für diesen Aufbruch gesammelt, vielleicht beginnt man eine neue Arbeit, vielleicht zieht man um, vielleicht nimmt man ein Ehrenamt an. Der Jahreswechsel ist dafür ein ebenso guter Zeitpunkt wie jeder Andere. Man kann aufbrechen, ohne diesen Aufbruch mit Mystik aufzuladen, die oft so schnell verpufft und die Lust am Aufbruch schmälert.

Ach: Was kann ich so schön altklug daher reden. Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Ich hatte mir vorgenommen, für meinen Sender, den Ohrfunk, etwas weniger zu arbeiten, um mehr Zeit für mein Amt in der lokalen SPD zu haben. Und was mache ich im Rausch der Neujahrsfreude? Ich beginne mit Begeisterung, eine weitere wöchentliche Sendung von einer Stunde länge zu planen, dafür Themen und Ideen zu sammeln und sie aufzunehmen. Denn 2022 soll ein Ruck durch mich gehen!

In diesem Sinne: Prosit Neujahr!

Über Jens Bertrams

Jahrgang 1969, Journalist bei www.ohrfunk.de, Fan der Niederlande und der SF-Serie Perry Rhodan.
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