Wa(h)renhaus goes Print – „Momentaufnahmen aus Politik und Zeitgeschehen“

Ich kann es immer noch kaum fassen, dass einige Artikel dieses Blogs in Kürze als Buch erscheinen werden. Und doch ist es so. Wie es dazu kam und welche Gedanken ich mir so machte, möchte ich hier kurz erzählen.

Am 27. Januar erreichte mich eine Mail des Verlags Bloggingbooks. Man fragte mich, ob ich nicht lust habe, einen Teil meiner Blogbeiträge als Buch zu veröffentlichen. Natürlich hatte ich lust. Es schmeichelte mir, dass ich angesprochen worden war, und natürlich stärkte es mein Selbstvertrauen und bauchpinselte meine Eitelkeit. Mein Blog, das nicht zu den bekanntesten gehört, erfuhr eine unerwartete Ehrung und Wertschätzung. Also ließ ich mich ausgiebig über das Konzept des Verlages informieren. Mir gefiel sehr, dass sie eben Meinungen von Bloggern veröffentlichen wollten, und dass sie Momentaufnahmen wollten. Nachdem ich mir die Internetseite des Verlags angesehen hatte, sagte ich zu. Sie baten mich, mir Gedanken über die zu veröffentlichenden Artikel zu machen, und da bekam ich ein wenig Angst vor der eigenen Courage. Warum das so war, habe ich vor wenigen Tagen in meinem Vorwort zu meinem Buch so zusammengefasst:
„Mir wurde klar, dass das Buch immer noch ein bleibenderes, gewissermaßen materielleres, manifesteres Dokument ist. Einerseits klingt es wie eine Binsenweisheit, vergisst doch das Internet gerade in Zeiten der Depublizierung kultureller und politischer Inhalte schnell vieles von dem, was wir als „Weltwissen“ bezeichnen. Andererseits ist es aber, was unsere Aktivitäten in sozialen Netzwerken und unsere persönlichen Taten und Daten angeht, sehr nachtragend, und es wird uns schwer gemacht, die Flut von Informationen zu kontrollieren, die über uns gespeichert werden. Während ich aber mein gesamtes Blog oder einzelne Artikel mit wenigen Mausklicks löschen kann, während es mir leicht fällt, im Internet gespeicherte Texte zu revidieren, zu korrigieren oder nachträglich mit Quellenangaben zu unterfüttern, ist ein einmal geschriebenes Buch in der Welt. Es zeigt eindeutig meine Meinungen auf, es behauptet mit viel größerer Beharrungskraft Tatsachen, es hat ein ganz anderes Gewicht im Chor der täglichen schnellen und unüberlegten Veröffentlichungen. Ein Buch macht aus einem im Zorn geschriebenen Artikel voller Empörung oder Spott ein Zeitdokument, eine unveränderte Meinung, zumindest in den Augen der Leser und Kritiker. Ein Buch zu schreiben verlangt also ein hohes Maß an Verantwortung. Und genau deswegen packten mich plötzlich Zweifel.“

Während meiner Recherche fielen mir viele scharfe und heftige Artikel auf. Wenn mich jemand deswegen verklagt hätte, hätte ich sie halt löschen können. Aber auf meinem Blog sollten ja Meinungen verbreitet werden. Was aber, wenn ich sie nun als Buch veröffentlichen würde? Dann wären sie in der Welt, und man könnte jahrelang Schimpf und Schande über mich ausgießen. Sollte ich sie darum nicht veröffentlichen?

Ich habe mich dafür entschieden, auch die Postings zu veröffentlichen, die mich vielleicht angreifbar machen. Zum einen ist das ein Bestandteil der Meinungsfreiheit, zum Anderen kann ich ja auch im Buch darauf hinweisen, falls ich einiges heute differenzierter sehen sollte. In einigen Fällen habe ich das getan. In diesen Wochen, in denen ich mit den Artikeln und deren Veröffentlichung rang, habe ich gelernt, dazu zu stehen, dass es sich um Momentaufnahmen handelt.

Während meiner Arbeit hat mich der Verlag immer sehr stark unterstützt. Ich hoffe, es ist ein bunter Strauß von gut gelungenen Artikeln entstanden. Die beliebtesten Artikel dieses Blogs sind aber nicht dabei. Weder mein atheistisches Manifest, noch meine Beiträge zu Perry Rhodan passten in das Buch. Christian Wulff, Joachim Gauck, Horst Köhler, London, Oslo, New York, Griechenland, Srebrenica, aber auch viele Artikel über Deutschland und die Niederlande sind vertreten. Über Barack Obama, Osama bin Laden, Guido Westerwelle und Philipp Rösler wird berichtet, doch es finden sich auch humorvolle Anekdoten zu Terrorwarnungen, Steuersündermonopoli und Intelligenztests. 60 Postings kann man auf 175 Seiten nachlesen. Das Buch trägt den Titel: „Momentaufnahmen aus Politik und Zeitgeschehen – Politische und gesellschaftliche Entwicklungen aus Sicht eines Politbloggers“.

Nachdem ich die Postings ausgesucht hatte, musste ich sie noch in eine sinnvolle Ordnung bringen. Also habe ich sie Kategorien zugeordnet. 4 Kategorien sind es geworden, aber mehr wird nicht verraten. Das Buch erscheintt demnächst, aber wann genau werde ich hier noch mal schreiben. Was das Besondere an diesem Buch ist, habe ich im Klappentext geschrieben: Jens bertrams „… verfolgt die Integrationsdebatte, die Verhärtung des sozialen Klimas, die internationale Entwicklung und den Zustand unserer Demokratie, aber strikt aus der Sicht eines Bürgers. Der besondere Reiz dieses Buches liegt darin, dass der Autor beim Schreiben selbst versucht, die Zusammenhänge zu verstehen, die oft so unverständlich scheinen.“

Darum habe ich außer einem kategorischen Kaufbefehl nichts mehr hinzuzufügen. … Und natürlich meine Ansicht, dass ich immer noch ziemlich platt bin, dass mir dieses Angebot gemacht wurde.

Über Jens Bertrams

Jahrgang 1969, Journalist bei www.ohrfunk.de, Fan der Niederlande und der SF-Serie Perry Rhodan.
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2 Antworten zu Wa(h)renhaus goes Print – „Momentaufnahmen aus Politik und Zeitgeschehen“

  1. Hartmut Bock sagt:

    Lieber Jens Bertrams,

    Meinen Glückwunsch zu Ihrem Buch .

    Sowie der Erscheinungstermin feststeht, werde ich es bestellen. Auf das Buch freue ich mich sehr.

    Viele Grüße
    Hartmut Bock

  2. Annett Wendt sagt:

    Hallo lieber Jens,

    auch ganz freiwillig werde ich mir Dein Büchlein selbtredend zulegen und bestehe auf eine persönliche Widmung 😉 …

    Nein, auch an dieser Stelle nochmal, ich finds klasse und freu mich wirklich sehr für Dich!

    LG Annett

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