Nach Offshore-Leaks – Resignieren oder weiter machen, das ist hier die Frage

Warum? – – Warum muss ich alle paar Wochen mit Themen konfrontiert werden wie Zypernrettung, Eurokrise und jetzt Offshore-Leaks? Was bitte soll man dazu noch sagen, ohne Platitüden abzusondern?

Wir wussten es alle: In irgendwelchen Steueroasen liegt unglaublich viel Geld herum, dass den Reichen das Leben wenn schon nicht glücklicher, so doch zumindest komfortabler macht. Jetzt wissen wir, dass es mindestens viele Leute aus 130 Ländern betrifft, und dass sich die Gesamtsumme auf mehrere billionen Euro beläuft. Und ja: Es sind auch einige, sogar mehr als einige, Deutsche dabei.

Und was bringt uns das jetzt?

Alle rufen nach schärferen Gesetzen, nach besseren Kontrollmöglichkeiten, nach dem Schließen von Schlupflöchern. Am lautesten rufen die, die vermutlich selbst Geld im Ausland gebunkert haben, die Politiker, die sich aber vor ihren Wählern, gerade in Zeiten des Wahlkampfes, als Saubermänner profilieren wollen.

Alles bekannt und wieder und wieder wiedergekäut. – Also?

Wir wissen alle: Schärfere Gesetze bringen nichts. Auf eine Generation schärferer Gesetze antwortet die menschliche Natur mit einer generation gewiefterer Anwälte, Steuerberater und Bankmanager, sowie mit einer Generation noch skrupelloserer, schamloserer und dreisterer Millionäre und Milliardäre.

Warum also das Geschrei?

Solange sich die menschliche Natur nicht ändert, können wir solche Unverschämtheiten, Dreistigkeiten, Verbrechen und schamlose Raffgier nicht ausrotten, ja nicht einmal zähmen. Wir können nur den Zustand den wir erstreben dem wahren Zustand der Welt entgegenhalten. Wir können ohnmächtig rufen und fordern, während die Mächtigen lachen und vor allem lächeln!

Also resignieren?

Ja! Endlich resignieren! So möchte ich in die Welt hineinrufen. Es ist ohnehin alles egal, wir haben keine Macht, die Reichen und Mächtigen haben kein Gewissen, und die Medien haben kein Verantwortungsbewusstsein! Endlich Resignieren und mich nur noch um meinen Kram kümmern! Es lebe der Biedermeier! So möchte ich rufen, denn manchmal sind Unverschämtheit und Ungerechtigkeit angesichts von Armut und sozialer Not kaum zu ertragen. Manchmal hilft da nur noch wegschauen…

Wegschauen?

Nein, Nein und nochmals NEIN!!! Das wollen sie doch nur! Sie wollen, dass wir aufgeben, damit sie es nur um so schamloser treiben können! Sie haben kein Gefühl für Mitmenschlichkeit, Solidarität und Verantwortung, nur der eigene Vorteil zählt. Und wären wir selbst reich und mächtig, so wären auch wir korrumpierbar! Wir sind keine besseren Menschen, wir haben nur weniger Macht und Möglichkeiten! Macht und Geld müssen um der Menschen Willen gezähmt werden, denn nur wenige erliegen nicht ihrem Sog. Wir müssen zähmen und ringen, weil wir Menschen sind!

Und darum?

Darum lohnt es sich, die Ärmel hochzukrempeln und neue Gesetze zu erlassen, Schlupflöcher zu schließen und schärfere Kontrollen durchzuführen. Sie stoppen nichts, sie verhindern nichts, aber sie gemahnen uns an unser Mensch-Sein. Sie sagen: Jeder erliegt dem Gold, nur wenige Widerstehen, Rechtschaffenheit ist ein Produkt der Umstände. Menschen sind eben so, wir müssen uns selbst zähmen, so gut es eben geht.

Drum enthüllt die Wahrheit!

„Die Lüge schmeichelt, die Wahrheit schmerzt! – Suche den Schmerz und gewinne die süße Frucht der Erkenntnis!“
(Achter Satz der Sozialen Weisung des Volkes der Topsider in der SF-Serie Perry Rhodan Neo)

 

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Über Jens Bertrams

Jahrgang 1969, Journalist bei www.ohrfunk.de, Fan der Niederlande und der SF-Serie Perry Rhodan.
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4 Antworten zu Nach Offshore-Leaks – Resignieren oder weiter machen, das ist hier die Frage

  1. DasNest sagt:

    Ich glaube auch immer noch, daß es einen Sinn ergibt, die Gesetze zu verschärfen und Schlupflöcher zu stopfen. Nachdenklich machen mich die Gedanken über Resignation. Wenn wir resignieren, nur noch Plattitüden von uns geben und ansonsten persönlich nur Hilflosigkeit empfinden, dann sollten wir selbst vielleicht unsere Hilflosigkeit im Großen mal für eine Weile akzeptieren und unsere Energie darauf verwenden, diejenigen zu bestärken, zu ermutigen und anzuerkennen, die noch nicht den Mut verloren haben oder an besserer Position sitzen, um wirklich etwas zu ändern. Ich weiß nicht, wie man die erreichen könnte, die sich unermüdlich um die Gesetze und Schlupflöcher bemühen, aber ihnen gebühren unsere Energie und unser Dank, genau wie den RechnerInnen bei Tacheles, die zum Beispiel errechnen, ob ALG-II-Empfänger zu wenig Geld bekommen, wo falsch berechnet wurde und so weiter. Euch FleißarbeiterInnen, auch wenn Ihr hier vermutlich nicht mitlest, gehört mein Dank, der Dank einer hilflosen, und natürlich auch Dir, Jens, der Du scheinbar noch nicht ganz resigniert hast und noch immer schreibst. In diesem Sinne einen schönen Tag für alle! Nur denen in den Steueroasen möge so was von das Wasser ausgehen!!!

  2. Wer Macht und Geld in Händen hält, will natürlich, dass die Mitmenschen aufgeben oder so tun als könnten sie mehr schlecht als recht doch noch irgendwie mitmachen. Darum haben die Bankiers ja auch immer die Ausrede, dass es mit der Bankenkrise gar nicht so weit gekommen wäre, wenn nicht so viele Leute nichts dagegen getan haben oder der Versuchung nicht widerstehen konnten, etwas vom großen Kuchen abzubekommen. Gesetze und Kontrollen hinken leider natürlich hinterher. Aber manches Bein bekommen die Verfolger woh doch zu fassen. Und jeder Euro, jeder Cent, die dem Gemeinwohl zu gute kommt, ist wichtig, denn es sind ja nicht nur Schlupflöcher zu stopfen.

  3. „Wer kämpft, kann auch verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ (Bertolt Brecht)
    Man kann etwas ändern. Wenngleich viele meinen, sie müssten gleich die ganze Welt ändern, haben sie dennoc eine Chance, wenigstens ein winziges Stückchen zu verändern. Die Bewegung erfolgt allerding klein klein in sehr schmalen Scheiben.
    Realismus bedeutet, die eigenen Möglichkeiten nicht zu überschätzen. Pessimismus ist, sie zu unterschätzen.
    Das Leben ist ein ständiger Kampf. Nicht immer geht alles gut. Damit es am Ende aber gut ausgeht, darf man sich nicht unterkriegen lassen.
    Die Steueroasen kannte jeder schon, der es wissen wollte. Wer anderes behauptet, ist entweder wahrnehmungsgestört, dumm oder verlogen.
    Doch nach Offshore-Leaks besteht eine größere Chance, wenigstens ein wenig weiterzukommen bei der Bekämpfung der spätrömischen Dekadenz im Steuerwesen. Diese Chnce zu nutzen, bedarf jetzt jeder erdenklichen Unterstützung.
    Es gibt viel zu tun. Packen wir´s an!
    fjh

  4. Thorn sagt:

    Vorsicht vor dem Ruf nach mehr Kontrollen. Gut moeglich, dass es eigentlich genau und mal wieder um mehr Kontrolle ueber unsereins geht. Wie waere es beispielsweise mit einer Regelung, die fuer Bargeldausgaben ab einem bestimmten Betrag, sagen wir 1000 Euro, das Sammeln von Quittungen verlangt?
    Wenn ich schon das Wort „Geldwaesche“ hoere bimmeln bei mir alle Glocken. Geldwaesche, das meint Bettwaesche in der der kleine Mann seine paar Scheine fuer den Urlaub und den Notfall versteckt hat.
    Alles nur Theater. Diesen ganzen Bruedern traue ich nicht mehr von der Tapete bis zur Wand. Die locken uns zum Marktplatz um ein paar laestige Querschiesser zu steinigen und wenn wir wieder heim kommen ist die Bude leer.
    Es gibt nur weniges vor dem sie wirklich Bange haben: beispielsweise davor, dass sich das Volk untereinander solidarisiert und zwar unabhaengig von rechts oder links, arm oder (normal-)reich, jung oder alt, religioes oder nicht und auch weiss oder schwarz.
    Mit diesen Unterschieden arbeiten sie und halten die Massen getrennt voneinander und dafuer brauchen sie wiederum die Beobachtungs- und Steuerungsinstrumente.

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